Angehende Schriftstellerin trifft auf Indie-Sänger

..., doch es kommt alles anders als gedacht. 

Helena liebt Liebesgeschichten. Art ist Musiker mit gebrochener Seele. Alles schon tausendmal da gewesen, oder? Nicht ganz, zumindest in "Warum willst du jetzt schon gehen" von Gabriela Santos de Lima. 

Juni 2025

Warum willst du jetzt schon gehen? 

Gabriela Santos de Lima

Loewe 2024

Helenas grosser Traum geht in Erfüllung, als sie am Internat Sankt Zander einen Platz bekommt! Am renommierten Künstlerinternat kann sie ihrer Passion – dem Schreiben – voll und ganz nachgehen und erhält die Förderung, die sie braucht, um gross rauszukommen. 

Auch am Internat ist die gebrochene Künstlerseele Art, der mit seiner Band gerade richtige Erfolge feiert. Art, der so geheimnisvoll und mysteriös ist. Art, der sich zu Helena hingezogen fühlt. Und Helena? Helena kann es kaum glauben! Ehe sie sich  versieht, befindet sie sich in ihrem ganz persönlichen Liebesroman: Strandspaziergänge, heimliche Treffen und ganz viel Herzklopfen. Zwar haben sie alle vor Art gewarnt, aber wie könnte Art eine dunkle Seite haben, wo er doch ihr seine wahre Seite zeigen kann? 

 

 

Was klingt, wie wenn es schon tausend Mal da gewesen wäre, endet am Schluss doch ganz anders – bereits der Klappentext verrät dies mit den Worten "Liebesromane haben doch immer ein Happy End – oder?". 

 

Was gut klang und in der Storyline gut umgesetzt worden ist, hinterliess dennoch Enttäuschung.

Das Buch verspricht eine Meta-Ebene, die an vielen Stellen gut umgesetzt worden ist, aber an manchen Ecken hat es mir dennoch genau daran gemangelt. Während der Roman hervorragend mit der Kritik an der Abwertung von Liebesgeschichten umgeht und hier und da Spitzen auf andere Elemente schiesst, ist mir die Haupt-Metaebene dann doch zu flach geblieben. Das Ende, welches dieses doch sehr vorhersehbare Buch (die Vorhersehbarkeit ist nicht negativ gemeint, sondern ein Element aus der Storyline) ausmachen hätte können, war mir dann doch zu wenig reflektiert. Und es kam zu schnell – wie wenn ausgerechnet dann die Seiten ausgegangen wären. Wie gesagt, es hat generell viele gute Punkte aufgegriffen, aber wer das Buch auf Meta-Ebene lesen möchte, könnte durchaus vom Ende enttäuscht werden. Hier wurde meiner Meinung nach viel Potenzial verschenkt, das noch ausgeschöpft hätte werden können. 

 

Wer das Buch nicht auf Meta-Ebene lesen möchte, könnte aber durchaus auch enttäuscht werden: Ich fand die Charaktere leider unfassbar flach und stereotypisch – was allerdings auf der Meta-Ebene eigentlich wieder gut gewesen wäre, wäre diese dann ausgeschöpft worden.

Auch mit Augenmerk auf die Storyline muss ich sagen, dass es viele gute Elemente hatte, mir aber im Gesamten leider dann doch zu schnell ging. So hinterliess die Geschichte leider nicht das erhoffte Hochgefühl, sondern nur herbe Enttäuschung. 

 

Um aber auch noch was Positives Hervorzuheben: viele der kleinen Elemente aus der Meta-Ebene sind wirklich gut gelungen! Und auch die Idee der Storyline hat mir gut gefallen – nur eben die Umsetzung nicht. Aber vielleicht ja euch? 

 

 

(Anmerkung: Als Kultur- und Literaturwissenschaftlerin habe ich das Buch natürlich auf Meta-Ebene gelesen, aber wer es nicht auf der Meta-Ebene lesen möchte, wird vielleicht nicht so enttäuscht werden wie ich.)