Licht heisst sehen – Alessia Nipp

Veröffentlicht am 29.12.2020

[unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar]
Genre: Contemporary/Liebesgeschichte
Verlag: Schweizer Literaturgesellschaft
Anzahl Seiten: 679




Darum geht’s:
Emma steht mitten im Leben. Sie hat gute Freundinnen, besucht eine Schule und ist gesund. Dann trifft sie auf Casper. Von Anfang an will sie sich nicht auf ihn einlassen, doch er bettelt um ein Date und sie stimmt zu. Immer und immer wieder kommt er angekrochen, nachdem er etwas verbrochen hat, und dann beginnt er, sie zu zerstören.

Bewertung Cover:
Ich finde, das Cover ist sehr schlicht gehalten und macht durchaus einen guten Eindruck, allerdings hat für mich das Gelb einen zu hohen Blauanteil, sodass der Kontrast zwischen den gelben Blumen und dem blauen Hintergrund etwas verloren geht und somit das Lesen des Titels und des Namens der Autorin etwas erschweren.
4 von 5 Sternchen


Bewertung Schreibstil:
Der Schreibstil war sehr „schweizerisch“. Manche Satzstrukturen werden im Schweizerdeutschen anders gebildet als im Hochdeutschen und teilweise wirkt es, als hätte die Autorin die Sätze aus dem Schweizerdeutschen übersetzt, was ich jedoch nicht schlimm finde. Ich finde sogar, dass es mal etwas „Neues“ oder „anderes“ ist, gerade weil es eben nicht der klassische Stil ist, wie man es sich sonst so gewöhnt ist. Es ist eben ein bisschen „speziellerer“ Schreibstil, den ich aber durchaus gut finde, der aber gerade auf Nicht-Schweizer am Anfang etwas „abschreckend“ wirken könnte. Jedoch gewöhnt man sich bereits nach wenigen Seiten daran und es fiel mir persönlich gar nicht mehr besonders auf, daher kann ich nicht genau sagen, ob sich dieser „schweizerische“ Stil nur auf den ersten Seiten findet, oder  ob es mir danach einfach nicht mehr aufgefallen ist. Auf jeden Fall aber kann man sich gut an den Stil gewöhnen.
Teilweise gab es lange Passagen mit Aneinanderreihung von Taten (also: sie ging da hin, dann machte sie das etc.) und andere Passagen, in denen sehr viel gesprochen wurde, dies hätte man aus meiner Sicht vermeiden können. Gerade die langen Aneinanderreihungen lassen es schwer wirken, sodass man das Gefühl bekommen könnte, dass es sich zieht. Da diese Passagen jedoch meist nur kurz waren, fand ich dies aber nicht sonderlich störend.
Vor jedem Kapitel gab es ein Lied, das mir jedoch meist nicht bekannt war (liegt aber an meiner Unkenntnis im musikalischen Bereich), dies fand ich sehr schön. Auch die Tagebucheinträge, die sich immer wieder zwischen den Kapiteln finden, finde ich sehr toll.
Was für mich den Lesefluss aber persönlich etwas gestört hat, waren die vielen Lieder mitten im Text. Hier habe ich nicht so ganz verstanden, warum die dort sind. Sind das die Lieder, welche die Protagonisten gerade hören, oder sind es die Lieder, welche die Autorin zum Zeitpunkt des Schreibens gehört hat? Da sich diese Lieder teilweise sehr häufig pro Seite finden liessen, hat das für mich den Lesefluss etwas gestört. Zudem habe ich das Gefühl, dass manche Passagen „zu viel“ wirkten. Der x-fache Besuch bei den Grosseltern war nicht „nötig“ für die Geschichte. Ich verstehe, dass wahrscheinlich der Text sehr nahe am wirklichen Geschehen dran ist, aber für den/die Leser*in ist es irrelevant, ob Emma nun nochmals die Grosseltern besucht oder nicht. Hier hätte man lieber die kurzen Passagen zusammengefasst und zu ein paar längeren und detailreicheren Besuchen zusammengefasst.
3 von 5 Sternchen

Bewertung Charaktere:
Emma: Emma fand ich sehr sympathisch. Man kann sich sofort in sie hineinversetzen. Allerdings kann sie schnell sehr naiv wirken und als Mensch herüberkommen, der schnell verzeiht und nicht wirklich aus seinen Fehlern lernt. Lasst euch davon nicht täuschen! Diese Eigenschaft hat mich am Anfang etwas „genervt“, weil ich das Gefühl hatte, es entwickle sich in Richtung einer toxischen Beziehung aufgrund dieser Eigenschaft. Ansonsten wirkt sie sehr wie der Mensch, den man gerne in seinem Freundeskreis hätte. Ich finde, sie ist eine starke Protagonistin, die auch kämpft und nicht alles so hinnimmt, wie es gerade kommt. Gerade dadurch, dass es auf einer wahren Geschichte – ich nehme an, auf einem wahren Tagebuch – basiert, hat man das Gefühl bekommen, dass Emma sehr „lebendig“ wirkt, was mir wirklich sehr gut gefallen hat.
4 von 5 Sternchen

Casper: Ich hasse ihn! Und ich glaube, genau das war die Absicht der Autorin. Er ist genau der Typ, den man nur hassen kann. Er ist arrogant, selbstsüchtig und sieht seine Fehler nicht ein. Das führt allerdings dazu, dass man sich immer besser in Emma hineinversetzen kann, was meine Sympathie für sie immer weiter gestärkt hat, während die Abneigung gegen Casper immer weiter gewachsen ist.
4 von 5 Sternchen

Weitere Charakter: Die weiteren Charaktere fand ich allesamt sehr gut geschrieben und haben mir gefallen. Gerade auch die Freundinnen von Emma haben – vermutlich auch dadurch, dass die Geschichte auf realen Gegebenheiten basiert –  einen sehr lebendigen Charakter erhalten. Man konnte sich auch gut in Emma hineinversetzen und das Verhalten der Freundinnen kam mir sehr realistisch vor (im positiven wie im negativen Sinne).
4 von 5 Sternchen


Gesamtbewertung Charaktere:
Emma: 4
Casper: 4
Weitere Charaktere: 4
–––––––––––––––––––––––––––
Durchschnitt: 4
Endnote Charaktere: 4



Was mir an der Story gut gefallen hat:
-Es gibt wie zwei „geschlossene Kreise“. Einerseits der Kreis von Prolog und Epilog, welche fast identisch oder identisch sind und somit die Geschichte „eröffnen“ und „abschliessen“. Andererseits sagt Emma mal, dass sie ein Buch schreiben wird. Da die Geschichte auf wahren Begebenheiten basiert, nehme ich an, dass die reale Emma, in diesem Fall die Autorin, wie ich annehme, dieses Vorhaben in die Wirklichkeit umgesetzt hat. Diese beiden Kreise vermittelten der Geschichte eine Art von Abgeschlossenheit.
-Mir hat die Geschichte an sich sehr gut gefallen, die Idee, die Umsetzung, aber wie ich nachher gleich nochmals erwähnen werde und bereits erwähnt habe, war es an manchen Stellen too much.


Was mir an der Story nicht so gut gefallen hat:
-Durch die vielen Wiederholungen (für mich jedenfalls) der Besuche der Grosseltern oder der Treffen der Freundinnen hat es für mich dieses Gefühl gegeben, dass manchmal nichts passiert, obwohl etwas passiert. Hätte man diese vielen in einen oder zwei Besuche zusammengefasst, hätte es sich zwar vielleicht etwas von der Realität entfernt, dafür hätte man als Leser*in nicht dieses Gefühl des Stillstandes entwickelt, den es ja effektiv nicht gegeben hat. Zudem ist das Buch sehr umfangreich und ich glaube, dadurch hätte man einerseits den Lesefluss steigern können als auch Seiten „sparen“, denn diese Besuche waren nicht relevant für die Geschichte. Natürlich kann man mit diesem Argument immer alles kritisieren, aber mir hätte es besser gefallen, wenn es weniger, dafür detailreichere und „tiefere“ Besuche gegeben hätte.

Sonstiges:
Leider gibt es sehr viele Rechtschreibfehler. Manche von denen hätte man vermeiden können, indem man das Manuskript nochmals durchgelesen hätte. Gerade, wenn Nomen klein geschrieben werden ist das für mich ein No-go. Da hat das Korrektorat unsauber gearbeitet. Über die Komma-Fehler kann ich hinweg sehen, die hat es in so vielen Büchern, aber Nomen klein oder Verben „falsch“ konjugiert (z.b. zwinkre anstatt von zwinkere) haben mich wirklich gestört. Zudem kam es zu einem Satz, wo es irgendwie ein Wort zu viel/wenig hatte und ein Satz, der inhaltlich leider einfach keinen Sinn gemacht hat (es war irgendwas in der Art: „ich weiss nicht, was schneller ist, mein Herz oder mein Puls“ – meines Wissens ist der Herzschlag als Puls spürbar, hier kann also anatomisch etwas nicht stimmen). Aber das hätte mich nicht mal gestört, nur dass es wirklich vermehrt zu Rechtschreibfehlern gekommen ist, kann ich leider gar nicht ausstehen, daher werde ich bei der Gesamtbewertung einen Stern abziehen, weil mich dies so extrem gestört hat, obwohl mir die Geschichte wirklich gut gefallen hat. Und gerade, da das Buch bei einer Literaturgesellschaft veröffentlich worden ist, hätte ich erwartet, dass es wenigstens ein bisschen besser lektoriert/korrigiert ist.

Bewertung:
Cover: 4
Schreibstil: 3
Charaktere: 4
Story: 4
Abzug Rechtschreibung: -1


Endnote: 3 von 5 Sternchen



Anmerkung der Rezensentin: Aufgrund aktueller Krankheitszustandes wurde diese Rezension mündlich diktiert und von meiner „Sekretärin“ (aka meiner Mutter) niedergeschrieben.