Ein Sommercamp zum Verlieben

Alicia Zett schafft mit ihrem neusten Roman "Camp Rainbow. Über mit der Himmel" ein Wohlfühlroman, der nicht nur queere Herzen höher schlagen lässt. 

Camp Rainbow. Über mit der Himmel 

Alicia Zett 

One 2025

11.05.2025

Jeden Sommer verbringt die 17-jährige Malin drei Wochen in einem queeren Sommercamp in den bayrischen Alpen. Doch für diesen Sommer hat Malin ganz besondere Pläne für das Camp. Malin ist mit 17 noch immer ungeküsst und findet dies ganz schrecklich – deshalb erstellt sie gemeinsam mit ihren Freund*innen Basti und Flo eine Kisslist. Auf dieser befinden sich

1. Flynn – auch noch ungeküsst,

2. Juan – der alle Herzen im Camp höher schlagen lässt und 

3. Nora, frisch von Denise getrennt und das schönste Mädchen im Camp. 

 

Allerdings läuft einiges anders als geplant und so bleibt das gesuchte Herzklopfen auch das ein oder andere Mal aus und Malin ist völlig unbeholfen, denn sie weiss nicht, wie man mit Frauen flirtet. Doch Nora verursacht ein ganz schönes Gefühlschaos bei ihr. 

 

Auch wenn das Buch einen grossen Fokus auf diese Kisslist legt, so ist es auch ein Buch, das Freundschaft als zentrales Thema aufweist. Gerade die Beziehung zwischen Flo, Basti und Malin fängt Alicia gut ein und zeigt auch, zu welchen Problemen es in Freundschaften kommen kann, wenn die grosse Liebe plötzlich zu einem dominierenden Thema wird. Ausserdem wird die Beziehung zwischen Malin und ihrer Zwillingsschwester Lila angeschnitten, um die es wohl in Band zwei gehen wird und macht Lust auf mehr. 

 

Alicia schafft es aber auch, die queere Atmosphäre im Camp auf wunderbare Weise einzufangen, sodass die Vorstellung im Kopf bildhaft wird. Allerdings gebe ich zu bemerken, dass ich auch ein Muster erkenne in Bezug auf die Schloss Mare-Reihe von ihr. Dort ging es zwar weniger um diesen Safespace, der das Camp darstellt und eher um queeres Erwachen, dennoch wage ich zu behaupten, dass ich ein Muster in ihrem Character-Design erkenne. Die sympathische Protagonistin, die eher introvertiert ist und ihre Liebschaft, über die man als lesende Person eigentlich immer zu wenig erfährt, die ein wenig "harsch" und zurückgezogen ist. Und im Freundeskreis offene, tolerante, gute Freund*innen. Dies ist keinesfalls ein negativer Punkt, sondern lediglich eine Beobachtung. 

 

Schön fand ich es zudem, dass es ein Wiedersehen mit Caro und Samuel gab – ich vermute, wir können uns auf ein weiteres Wiedersehen in Band zwei der Dilogie freuen. Dies gefällt mir besonders, da es Alicias Welten miteinander verbindet und die Vorstellung eines Zett-Universums suggeriert. 

 

Die Beziehung zwischen Malin und Nora, ich muss dazu schon sagen, dass ihr erster Kuss (ich denke, so viel kann ich ohne Spoiler-Warnung verraten) seeeeehr kitischg war – aber dennoch schön. 

 

Einziges Manko sind die kleinen Unstimmigkeiten, die hin und wieder auftreten in Alicias Büchern : Das Camp wurde von Flo Müttern gepachtet, die dieses Camp betreiben. Dieses Camp wird aber nur im Sommer drei Wochen betrieben, gehört ihnen aber auch die restliche Zeit vom Jahr. Womit verdienen sie ihr Geld während dem restlichen Jahr? Warum steht so eine Infrastruktur fast das gesamte Jahr leer? Das Sommercamp kann kaum so viel abwerfen, dass es für das ganze Jahr reicht. Es gibt noch ein paar weitere Details, die mir aufgefallen sind, auf die ich hier aber nur im Einzelnen eingehen möchte. Einmal bestellen die Mütter beispielsweise für das gesamte Camp Pizza, das erscheint mir bei der grossen Anzahl Jugendlicher eher unrealistisch. Zudem fanden sich einige Schreibfehler und einmal wurden die Namen Basti und Juan vertauscht, was ein wenig unglücklich ist, weil Malin mit Basti über Juan spricht und plötzlich antwortet ihr Juan – anstelle von Basti. 

 

 

Dennoch, Alicia Zett schafft es mit ihrem neuen Jugendroman "Camp Rainbow. Über mir der Himmel" ein Gefühl in den Lesenden hervorzurufen, sodass sie am liebsten selbst in dieses Camp fahren würden. Mit ihrer Fähigkeit Themen in ihrer Tiefe und ihrer Vielschichtigkeit aufzugreifen, schafft sie es, dass ihr neuster Roman zu einem Wohlfühlroman wird, der nicht nur queere Herzen höher schlagen lassen wird. 

 

 

Meinem tierischen Co-Autor hat gefallen, dass es einen Camphund gibt. Allerdings wünscht er sich nun ein Sequel zu ihm. Ob ihm Alicia diesen Wunsch wohl erfüllen wird? Da er leider so lange auf Band zwei warten muss, hat er seinen Job als Chefkritiker (vorläufig) geschmissen ;)